[ Pobierz całość w formacie PDF ]
.Die Kluft wird täglichbreiter zwischen denen, die wissen, was das Netz schon heute alles kann,die viele seiner Möglichkeiten tatsächlich benutzen, und jenen, denen esviel zu mühsam ist, sich ständig neue Technologien,Kommunikationsformen, Verhaltenskodizes anzueignen.Ich bin längst selbst Opfer dieser Entwicklung.An meinem Arbeitsplatzin der Redaktion von SPIEGEL ONLINE stehen zwei Monitore.Daraufverteilt sich ein Großteil des Informations-und Kommunikationschaos,dem ich mich an jedem Arbeitstag aussetze: ein Redaktionssystem, indem Artikel bearbeitet werden, mehrere Browser-Fenster, jedes mit dreibis dreißig geöffneten Registrierkarten, ein RSS-Reader mit mehrerenDutzend Feeds von verschiedenen Weblogs, Nachrichtenseiten undanderen Quellen, ein Ticker mit den Meldungen der großenNachrichtenagenturen und natürlich ein E-Mail-Programm.Dazukommen in regelmäßigen Abständen aufpoppende Nachrichten einesInstant-Messaging-Systems, das zur redaktionsinternen Kommunikationbenutzt wird, und ein Fensterchen rechts unten in der Ecke meinesStandard-Browsers, in dem kontinuierlich Twitter-Kurznachrichteneinlaufen.Ab und zu klingelt auch das Telefon.Zwischen all diesen Informations- und Kommunikationskanälen springeich hin und her, immer in dem Bewusstsein, dass ich unmöglich allesaufnehmen und verarbeiten kann, was im Minutentakt auftaucht.Wenn ich abends nach Hause komme, fühle ich mich geistig erschöpft,unkonzentriert, dümmer als am Morgen.Ständige Unterbrechungen,permanente Ablenkung  dazu braucht man keine Studien  sind schlechtfür die Konzentration.Ich überlege immer wieder einmal, wie sich dasChaos reduzieren ließe, was man weglassen, ob man sich nicht selbstdisziplinieren könnte.Zum Beispiel nur zu jeder vollen Stunde E-Mails zu checken und nicht jedes Mal, wenn mir die Verarbeitungszeit desRedaktionssystems zu lange vorkommt und ich nutzlos verstreichendezwei Sekunden deshalb mit einem kurzen Blick in den Posteingang fülle(der dann gern mal eine halbe Stunde dauert).Bis jetzt ist mir aber keinegangbare Lösung für das Problem eingefallen.Es gibt allenfallsHilfsmittel wie E-Mail-Filter, die Nachrichten gewisser PR-Agenturendirekt in einen gesonderten Ordner befördern.In den will ich eines Tagesmal hineinsehen, wenn ich dazu komme.Das fundamentale Problemaber bleibt bestehen, ich vermute, dass es Börsenmaklern und anderenAktualitätsjunkies ähnlich geht.Meinen Geschwistern und meiner Fraudagegen geht es nicht so, obwohl auch sie einen Großteil ihrerArbeitstage am Computer verbringen.Scheint etwas Berufsspezifischeszu sein.Wie anstrengend es ist, ein Informations(ver)arbeiter im 21.Jahrhundertzu sein, hat Frank Schirrmacher, Mitherausgeber der »FrankfurterAllgemeinen Zeitung«, 2009 in seinem Buch »Payback« beklagt.Allerdings interpretierte er darin die von ihm selbst erlebteÜberforderung als einen Vorboten dessen, was der gesamten Menschheitdrohe: ein Informations- und Kommunikationsalbtraum, vor dem wir,fürchtet Schirrmacher, in die stählernen Arme der Maschinen flüchtenwerden, die dann die Herrschaft über uns übernehmen.Computer unddas Internet, so seine Argumentation in extrem verkürzter Form,schaffen einen Informationswust, dessen wir nicht mehr Herr werden,überfordern uns mit dem Angebot.Die einzige Chance, die wir imKampf gegen die Flut haben, sind, bittere Ironie, auch wieder dieComputer: Nur sie und ihre Algorithmen können mit all den Daten nochumgehen.Wir geben uns in ihre Hände, gewähren ihnen Einblick inunsere Wünsche und Vorlieben, damit sie uns die richtigen Vorschlägemachen, die richtigen Informationen aus dem Chaos herausfiltern.Wirmachen unser eigenes Verhalten schließlich vollständig vorhersagbar.Die Maschinen und ihre Formeln übernehmen die Herrschaft über uns.Schirrmachers Buch ist von den Polemiken eines Jaron Lanier oder garAndrew Keen weit entfernt.Er stellt wichtige, berechtigte Fragendarüber, wie wir mit der Informationsflut in unserem Alltag künftigumgehen sollen.Zum Teil jedoch macht er das Netz für Entwicklungenund Probleme verantwortlich, die aus ganz anderen Bereichen stammen. Schirrmachers Warnung vor der vermeintlich drohendenVerhaltensvorhersagemacht von Computern und Software beispielsweiseist in Wahrheit eine Anklage gegen die wissenschaftliche Psychologie,die es seit 150 Jahren gibt.Deren erklärtes Ziel ist es, ihren Gegenstand,das Erleben und Verhalten des Menschen, zu verstehen und damitvorhersagbar zu machen.Das gilt im Übrigen gleichermaßen für jedeandere Naturwissenschaft.Weil jedoch das menschliche Verhalten sokomplex ist, wird das (wie in vielen anderen Wissenschaften auch) nurmit Computern gehen  eines fernen Tages.Denn bislang ist man nochweit davon entfernt.Auch Google kann das Verhalten Einzelner nichtvorhersagen, trotz aller Rechenleistung dieser Welt.Datenschutz, das Sicherstellen von Anonymität, das Verhindernumfassender Persönlichkeitsprofile über jeden Menschen ist eine dergroßen Herausforderungen unserer Zeit, kein Zweifel.Gefahr droht abernicht durch eine »autoritäre Herrschaft der Maschinen«, wieSchirrmacher befürchtet, sondern durch autoritäre Regime,unkontrollierte Sicherheitsbehörden und rücksichtslos agierendeUnternehmen.Durch Menschen also.Vor der drohendenMachtübernahme durch Computer zu warnen, die »schon begonnenhaben, ihre Intelligenz zusammenzulegen«, ein»Matrix«-meets-»Terminator«-Weltbild gewissermaßen, hilft da nichtweiter [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]
  • zanotowane.pl
  • doc.pisz.pl
  • pdf.pisz.pl
  • milosnikstop.keep.pl