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.Ich wurde mit dem Gefühl groß, dass alles in Ordnung ist: Mein Vater arbeitete einfach viel, und wenn ich ihn auch nicht so oft zu sehen bekam, dann eben deshalb, weil er so viel arbeitete, und nicht aus irgendeinem anderen Grund.Ich hatte ein sehr gutes Verhältnis zu ihm.Meine bewussten Erinnerungen setzen mit zehn bis zwölf Jahren ein, als mein Vater schon ziemlich viele Leute unter sich hatte.Das heißt, ich habe eine genaue Erinnerung an ihn ab der Zeit, als er schon Chef einer großen Bank war, und als es mit Yukos losging.Zwischen dieser Zeit und dem Jahr 2003, als er verhaftet wurde, hat er sich, finde ich, nicht sehr verändert.Alle, die Chodorkowski kennen, sind sich sicher, dass er auch im sowjetischen System eine tolle Karriere gemacht hätte.Zumindest war sein Komsomol-Start-up ziemlich überzeugend: Er übernahm zunächst die Führung im Fakultätsausschuss des Komsomol und wurde dann Stellvertretender Sekretär des Komsomolausschusses der Hochschule.Danach trat er der Partei bei, ohne seine Arbeit im Komsomol aufzugeben.Das wird ein Stück weit Pragmatismus gewesen sein: So landete er automatisch in der Nomenklatur, in den Reihen der Auserwählten, auf diese Weise entstanden sogenannte Parteibeziehungen, die in der Sowjetunion wichtiger waren als Geld.Aber es war auch Romantik dabei, echte Romantik, wie mir scheint.Michail Chodorkowski: »Als Sekretär des Fakultätskomitees weigerte ich mich, Exmatrikulierte automatisch auch aus dem Komsomol auszuschließen, denn ich war überzeugt: Nicht jeder Komsomolze ist zum Studium geeignet.Für ein Rüstungsinstitut aber schien mir das Gegenteil richtig: Wir mussten schließlich bereit sein, unser Leben für die Heimat zu geben, sogar in Friedenszeiten, und wie konnte man das von jemandem verlangen, der kein Komsomolze oder kein Kommunist war? Das ist kein Scherz, keine Übertreibung.Genau so dachte ich.«48Hätte mich das Schicksal in jenen Jahren mit Chodorkowski zusammengebracht, hätte ich höchstwahrscheinlich versucht, mich von ihm fernzuhalten, wie auch von jedem anderen Komsomolaktivisten.Sie haben immer Unverständnis und Misstrauen bei mir geweckt.Menschen, die den »Parteiweg« einschlugen, waren in meinen Augen einfach nur Karrieristen.Übrigens traf das in meiner geisteswissenschaftlichen Sphäre oft auch wirklich zu.Ich wollte mich vor ihnen schützen, damit sie sich mit ihren Regeln, ihrer Disziplin und sonstiger Parteidemagogie nicht in mein Leben einmischten.Wenn ich mit meinem Vater, der Mitglied der Kommunistischen Partei war, über dieses Thema sprach, lächelte er nur und riet mir, das nicht überall hinauszuposaunen und nicht am Telefon darüber zu sprechen.Michail Chodorkowski: »Der Komsomol am MCTI war damals anders als an den geisteswissenschaftlichen Hochschulen.Ganz anders.›Ideologische Linientreue‹ verlangte keiner von uns.›Geschichte der KPdSU‹ hatten wir bei einer wunderbaren alten Jüdin, die später nach Israel ging.Ohne jeden Skandal.Wir wurden zu etwas anderem erzogen: Patriotismus, die Bereitschaft, das eigene Land zu verteidigen.Militärisch zu verteidigen, im Fall eines Angriffs.Und das hat auch funktioniert! Natürlich hat man uns auch angelogen, schließlich wollte uns kein Mensch angreifen.Unsere Probleme kamen nicht von den ›Machenschaften der Feinde‹, sondern von unserer eigenen Blödheit, Schlamperei und Unfähigkeit zu arbeiten, die mit unserer idiotischen politischen und wirtschaftlichen Lage zu tun hatten.Doch darauf musste man erst einmal kommen.Ich bin darauf gekommen.Aber erst allmählich, vielleicht um 1993/1994.«Seine Komsomolvergangenheit hat man Chodorkowski »im Volk« bis heute nicht verziehen – seine Komsomolvergangenheit und seine kapitalistische Zukunft.Man hatte nämlich entweder Komsomolze zu sein oder Kapitalist.Und doch lagen die Anfänge des Kapitalismus in Russland vielfach gerade bei den Jungunternehmern aus dem Komsomol.Leonid Newslin: »Vor mir saß ein Mensch, der es auf der Komsomol-, Partei- und Verwaltungsschiene zu etwas bringen konnte, der bereits Komsomolsekretär des riesigen Mendelejew-Instituts mit, ich glaube, sechstausend Leuten gewesen war und der bis dahin durchaus gewisse Wahlmöglichkeiten gehabt hatte, wohin er gehen wollte.Er wollte Direktor einer wissenschaftlichen Produktionsvereinigung werden, er wollte seinen eigenen Betrieb, sein eigenes Forschungsinstitut, und er wollte dort ein vollwertiger Boss sein.Das war sein sowjetischer Traum.Davon träumte er zu dem Zeitpunkt, als ich in seinem Forschungs- und Technikzentrum anfing und er die Organisation bereits in diese Richtung lenkte.Ich fand das reizvoll, weil er Dinge wusste und konnte, die ich nicht wusste und konnte; er war fest in diesem System verankert.Er konnte zum Vorsitzenden des Stadtbezirksexekutivkomitees gehen, zum ersten Sekretär des Stadtbezirksausschusses, zum zweiten, zum dritten – ohne Weiteres, er kannte sie alle, er kam beim Moskauer Stadtrat rein und konnte dort über die Komsomol- oder Parteischiene zu wem er wollte.Er war ein göttliches Wesen für mich in diesem damals noch sowjetischen Koordinatensystem.Deshalb habe ich irgendwie an ihn geglaubt.Bei ihm spürte man diese Spannkraft, dieses Entwicklungspotenzial [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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